Elbers investiert in Ausbildung

10. Juni 2015

Baustoffhandel Elbers

Mit dem Wohnungsbau geht es wieder leicht bergauf, auch wenn ein Baustoffhändler wie die Firma Elbers damit nicht zufrieden sein kann. Geschäftsführer Herbert Schmid sprach beim Business Breakfast der Wirtschaftsförderung Münster GmbH (WFM) über das Potenzial seiner Branche und benannte auch die Herausforderungen. Neben dem niedrigen Wohnungsbauvolumen seien die Mitarbeitergewinnung und die Forderungen im Zusammenhang mit dem Lieferantenkredit bedeutende Themen.

„Der Traditionsbetrieb hat eine mehr als 80-jährige Geschichte vorzuweisen und durch den 2014 eröffneten Neubau an der Amelsbürener Straße die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich gestärkt“, freute sich Dr. Thomas Robbers über das Unternehmerfrühstück am neuen Standort mit zirka 120 Gästen. Von hier aus agiert Elbers in der Schnittstelle zwischen Herstellern, Handwerk und Bauindustrie, wobei die Leistungen des Baustoffhändlers angesichts der steigenden Anforderungen für Profi- und Privatkunden weiter an Bedeutung gewinnen.

„Wir brauchen nicht nur Verkaufstalente. Unsere Mitarbeiter müssen zum Beispiel im Dialog mit Kunden auch die Eigenschaften der Produkte kennen und sie vergleichen können.“ Auch über neue Gesetze, Verordnungen und DIN-Vorschriften informieren sie kompetent und kundenorientiert. Deshalb sei es schwierig, Personal zu finden und es zu binden. „Es ist im Baustoffhandel üblich, dass Mitarbeiter und sogar ganze Abteilungen abgeworben werden“, so Schmid.

Das Gerangel um Fachkräfte wird ergänzt durch den Mangel an Nachwuchskräften: In der Branche ging 2014 die Zahl der Azubis gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent zurück, so der Bundesverband.

Die Firma Elbers legt auf die Ausbildung sehr hohen Wert. Die Quote beträgt zirka 20 Prozent. Zur Qualifizierung der jungen Beschäftigten hat Elbers mit der Konzernmutter AGRAVIS Raiffeisen AG ein Konzept entwickelt, das neben dem klassischen dualen System einen weiteren Baustein vorsieht: Neben Betrieb und Berufsschule durchlaufen alle Auszubildenden das Berufsförderungswerk der Bauindustrie in Hamm. „Dort setzen sie das Fachwissen in die Praxis um. Sie lernen zu verstehen, was an den Baustellen passiert.“ Hinzu komme auch noch ein internes Schulungsprogramm, bei dem die „Alten Hasen“ den Auszubildenden ihr Wissen vermitteln. Schmid stolz: „Elbers liegt mit der Investition in die Auszubildenden richtig. Vier von ihnen wurden von der Kaufmannschaft für ihre Leistungen bereits geehrt.“

Sorge bereitet Elbers der Wohnungsbau, der Mitte der 90er Jahre gebrummt hatte und zwischenzeitlich auf einen historischen Tiefstand von unter 200.000 Wohneinheiten im Jahr 2010 gesunken war. Einen Lichtblick für den Baustoffhändler bedeutet, dass 2014 diese Marke in Deutschland wieder überschritten wurde.

Gefährlich für die wirtschaftliche Lage der Unternehmen ist aber, dass die Branche zum Jahresende 2014 eine enorme Steigerung der Forderungen – auch im Zusammenhang mit dem Lieferantenkredit – verzeichnete. „Er ist im Baustoffhandel gang und gäbe sowie bei Unternehmen sehr beliebt“, sagte Schmid. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs zu Paragraph 133 im Insolvenzrecht verunsichere die Branche aber sehr. In der Insolvenzordnung ist eine Insolvenzanfechtung verankert. Sie ermöglicht es ‎Insolvenzverwaltern, bereits an Gläubiger geleistete Zahlungen ‎zurückzufordern. Und das bis zu zehn Jahre rückwirkend. Nur die Vermutung des Insolvenzverwalters, dass der Gläubiger von der drohenden Zahlungsunfähigkeit gewusst haben könnte, reicht für diesen Schritt aus. Der Gläubiger hat zur Verhinderung der Rückzahlung die Beweislast, dass er die Insolvenz nicht vorhersehen konnte. „Das wirft viele Fragen auf – nicht nur im Baustoffhandel“, so Schmid.

Zum Thema: Business Breakfast

Das Business Breakfast der Wirtschaftsförderung Münster GmbH hat sich bei Unternehmern aus Münster und der Region als fester Termin etabliert. Etwa 150 Führungskräfte von produzierenden Unternehmen, ausgewählten Dienstleistungsfirmen sowie wirtschaftsnahen Institutionen nutzen das Treffen regelmäßig, um Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.